Front und Back Cover der Publikation «CUNT – Liebesbrief an ein Schimpfwort», erschienen in der Edition Clandestin, 2021. © Talaya Schmid
Talaya Schmid
Projektbeitrag 2021
Talaya Schmid (*1983), die 2013 den Master of Fine Arts an der Goldsmith University of London abgeschlossen hat, entwirft vorwiegend Textilarbeiten, die sie mit der Technik des Tuftings ausführt. Es entstehen farbige teppichartige Soft Sculptures, unter dem Überbegriff «Cunt». Dem Wort «Cunt» ordnet sie mehr Bedeutung zu, als nur eine abwertende Bezeichnung für weibliche Genitalien. Etymologisch sind darin Wortstämme wie: Queen, King, Country, Cow enthalten. Sie schöpft neue symbolträchtige Wesen, die für das Verdrängte in unserer Zivilisation und Gegenwart stehen. Sie heissen «Mad Cunt» oder «Ferocius Cunt». Talaya Schmid verbindet mit ihrem Werk gesellschaftlichen Aktivismus, wie das Entwickeln und neu Entdecken feministischer Strategien und die bildende Kunst.
Talaya Schmid erhält 2021 einen Projektbeitrag der Manuela Wurch Güdel Stiftung der ihr ermöglicht, das Magazin «CUNT – Liebesbrief an ein Schimpfwort» zu lancieren.
Die Künstlerin verwendet ausschliesslich bewusst ausgesuchtes Material. So hat sie den Fundus an Garn der Künstlerin Lilly Keller geerbt, den sie sorgfältig in ihre textilen Objekte einbringt. Braucht sie neues Material, ist es ausschliesslich Garn aus Schweizer Bio-Schafwolle. Ihre Atelierfläche ist umgeben von Gestellen, auf denen Reihen von Wollknäueln und Wolle zum Haspeln stehen. Wie Pigmente sind auch die Garne nach Farbfamilien sortiert. Tuften entsteht auf einem Rahmen, wie wenn gewebt würde. Mit einer Tufting Gun werden die Fäden auf den Rahmen gebracht und die Fläche anschliessend geschnitten, damit eine einladende weiche Oberfläche entsteht.
Die Arbeiten, die an die Wand installiert werden, dringen in den Raum vor und reklamieren zusätzlich ihre Präsenz. Diese wird durch mehrere Soundpieces, die die Künstlerin selber einspielt und in Live- Auftritten performt, zusätzlich verstärkt.
Talaya Schmid ist vom Arbeiten im Kollektiv überzeugt. Im gemeinschaftlichen Nähen liegt ein Potential, das weit über das Austauschen von Geschichten und Ratschlägen hinaus geht und es möglich macht, neue feministische Strategien zu entwickeln.
Text © Anna Bürkli
Foto © Ela Celic